Vegetation
Die Vegetation der mediterranen Subtropen mit ihren Anpassungen
Laura Kruse und Elisabeth Makus
Einleitung
In Portugal herrscht ein arido-humides Klima. Das heißt, dass es trockene Sommer und feuchte Winter gibt. Wenn wir im September kommen, stehen einige Pflanzen noch in Blüte, während andere bereits Früchte haben. Aber auch, wenn die Pflanzen nicht blühen ist es interessant sie in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen, da uns viele aus heimischen Gärten oder aus Gewächshäusern bekannt sind. Beziehungsweise liefern viele Pflanzen, die dort wachsen Rohstoffe oder Nahrungsmittel, die wir kennen und nutzen, von denen uns die Herkunft jedoch eher unbekannt ist. Mit dieser Übersicht über die Vegetation der mediterranen Subtropen wollen wir ein paar Pflanzen vorstellen und zeigen inwiefern sich die Wachstumsbedingungen von den hiesigen unterscheiden.
Ein Überblick über die Klimazone
Um die Vegetation der mediterranen Subtropen zu verstehen, muss man den Begriff der mediterranen Subtropen erst einmal näher erläutern. Die Welt wird in verschiedene Klimazonen eingeteilt. Diese werden auch Ökozonen genannt. Dieser Begriff lässt schon auf das Zusammenspiel der verschiedenen Klimate mit der Vegetation schließen. Nach Walter (1983) lassen sich neun Klimazonen unterscheiden. Die der mediterranen Subtropen ist die kleinste Klimazone mit einem terrestrischen Anteil von 1,8%. Sie findet sich nicht nur, wie der Name vermuten lässt, im mediterranen, uns als Mittelmeerraum bekannten, Gebiet, sondern auch in Nordamerika, Chile, Australien und Süd-Afrika. In diesen Gebieten herrschen die gleichen klimatischen Bedingungen, die ein Wachstum ähnlicher bis gleicher Vegetation zulassen. Die Klimazone zeichnet sich durch trockene Sommer und nasse Winter aus, weswegen sie auch als winterfeuchte Subtropen bezeichnet wird. Betrachtet man die Verteilung dieser Klimazone fällt auf, dass sie hauptsächlich an den Westseiten der Kontinente liegt. Das lässt sich auf die letzte Eiszeit zurückführen, nach der sich durch globalklimatische Bedingungen die Klimazonen entwickelt haben.
In dem für uns interessanten Mittelmeerraum grenzen die mediterranen Subtropen im Norden an die feuchten Mittelbreiten und im Süden, im afrikanischen Mittelmeerraum, an die subtropischen Trockenzone. Die Grenze Richtung Norden wird teilweise auch als Ölbaumgrenze bezeichnet, da bis zu diesem Breitengrad Ölbäume (Oliven) wachsen können. Innerhalb der Klimazone lassen sich noch zwei Differenzierungen vornehmen, die eu-mediterrane und die sub-mediterrane Zone. Die eu-mediterrane Zone liegt an den Küsten. Je weiter man landeinwärts geht und auf Höhenlagen gerät, wird das Klima als sub-mediterran bezeichnet. Neben der feineren Aufteilung der Zonen innerhalb der Klimazone lassen sich auch unterschiedliche Biomgruppen differenzieren. Mit dem Begriff Biom sind die Pflanzengemeinschaften gemeint, die das Bild der Gebiete bestimmen. Im Mittelmeerraum gibt es die paläarktische Biomgruppe, die in ein westmediterranes und ein ostmediterranes Biom unterteilt wird. Portugal befindet sich im Gebiet des westmediterranen Bioms, welches durch Pflanzen der Macchie und der Garrigue, zwei Landschaftsformen, geprägt wird.
Ursprünglich wurde das Bild der mediterranen Subtropen von einem immergrünen Hartlaubwald geprägt. Durch Besiedlung der Kontinente und beginnende und immer mehr zunehmende Landnutzung, wie Viehzucht und Landwirtschaft, wurde die ursprüngliche Vegetation stark dezimiert und dadurch das Landschaftsbild verändert. Es bildeten sich die zwei Vegetationstypen Macchie und Garrigue heraus und prägen bis heute das Landschaftsbild. Als Macchie bezeichnet man Gebiete mit meist immergrünen Sträuchern und kleinen Bäumen, die eine Höhe von 1,5–10 m erreichen. In der Garrigue findet man kleine Sträucher und bodendeckende Pflanzen. Die Entwicklung, der Vegetation durch Einfluss des Menschen nennt man Degradierung. Trotz dieser Degradation gehören die mediterranen Subtropen zu den artenreichsten Regionen der Erde nach den immerfeuchten Tropen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Algarve in der eu-mediterranen Zone der mediterranen Subtropen liegt und ein westmediterranes Biom vorweist. Dieses entstand im Laufe der Zeit durch Degradation und wird durch Macchie und Garrigue dominiert.
Anpassung der Vegetation
Bevor man sich den veränderten Eigenschaften der Vegetation in den mediterranen Subtropen widmet und die verschiedenen Vegetationstypen vergleicht, sollte klar sein, welche abiotischen Bedingungen in dem genannten Gebiet herrschen und woran sich die Vegetation anpassen muss. Sowohl im Sommer als auch im Winter sind die Temperaturen in den mediterranen Subtropen überdurchschnittlich hoch. Im Sommer werden oft Temperaturen über 25°C erreicht und auch im Winter sinkt das Thermometer kaum unter 8°C. Dementsprechend gibt es auch kaum bis gar kein Frost in dem Gebiet. Dazu kommen lange Trockenperioden ohne Niederschläge, meistens 6-9 Monate lang. Im Gegensatz stehen die ergiebigen Winterregen mit sehr hohen Niederschlägen. Des Weiteren muss sich die Vegetation an die dortigen Landschaftsgegebenheiten (Geologie, Böden, Morphologie) und vor allem auch an die Wünsche und Ziele des Menschen anpassen.
Hartlaubvegetation
Im Allgemein handelt es sich bei der Vegetation in den mediterranen Subtropen um eine Hartlaubvegetation. Die Bäume und Sträucher besitzen überwiegend derbe, langlebige und kleine Blätter, die oftmals sehr steif und das ganze Jahr über grün sind. Die Steifheit bzw. Härte der Blätter kommt durch das Sklerenchym, welches in den Pflanzen sehr weit entwickelt ist. Die immergrünen Blätter ermöglichen die Fotosynthese und damit das Pflanzenwachstum über das ganze Jahr hindurch. Im Sommer werden häufig kleine xeromorphe, der Trockenheit angepasste, Blätter ausgebildet, im Winter hingegen entwickeln sich große Blätter für einen regem Gasaustausch. Die Blätter werden nach und nach abgeworfen und erneuert.
Ziel des Ganzen ist eine Verringerung der Wasserabgabe und die Steigerung der Zellsaftkonzentration (Plasmolyse). Außerdem können die Blätter bei Wassermangel ihre Stomata (Spaltöffnungen) schließen, um den Wasserverlust zu drosseln. Bei zu großer Hitze stellen die Pflanzen ihr Blätter senkrecht zur Sonne oder rollen diese ein, um möglichst wenig Oberfläche zu bieten. Vergleicht man ein Blatt eines Oleanders aus den mediterranen Subtropen mit einem Buchenblatt aus dem Norden Deutschlands sind in der inneren Struktur wesentliche Unterschiede zu erkennen. All diese dienen der Speicherung von Wasser bzw. verringern die Transpiration. Das Oleanderblatt hat eine mehrschichtige Epidermis, das Buchenblatt nur eine einfache. Darüber liegt die wasserundurchlässige Cutikula. Sie verhindert eine unregelmäßige Verdunstung und ist nach außen hin oft wachsig. Das zweischichtige Palisadenparenchym, besonders bei Sonnenblättern, ist ein weiteres markantes Merkmal. Diese Blätter besitzen sehr viele Chloroplasten zum Betreiben der Fotosynthese. Schattenblätter dagegen haben nur eine Reihe Palisadenparenchym.
Das Schwammparenchym benötigt nur wenig Licht und ist beim Oleanderblatt dicht und beim Buchenblatt relativ locker. Weiterhin sind die Spaltöffnungen verengt und liegen versenkt in der Blattunterseite oder sind mit Haarfilz ausgestattet. Dadurch werden mit Wasserdampf gefüllte, windstille Räume geschaffen, die die Verdunstung einzuschränken. Ein Beispiel für eine typische Hartlaubpflanze ist die Steineiche.
Viele Pflanzen in den mediterranen Subtropen haben nicht nur angepasste Blätter sondern darüber hinaus Stacheln und Dornen, einige auch ausschließlich. Der Stachel ist definiert als ein stechender Vorsprung an der Sprossachse oder dem Blatt. Ein Dorn ist ein umgebildetes Organ (Sprossachse, Blatt, Nebenblatt oder Wurzel). In erster Linie dienen sie der Abwehr von Herbivoren (Pflanzenfresser).
Mit Hilfe von Dornen oder Stacheln können viele Pflanzen sich beim klettern und ranken festhalten, zudem wird die Oberfläche der Pflanze verringert, sodass die Transpiration reduziert wird. Wichtige Vertreter sind hier Kakteen.
Eine weitere Anpassung besitzen viele Kräuter, aber auch andere Pflanzen besitzen folgende Funktion: Sie haben Blätter von denen sie ätherische Öle absondern können. Dadurch können sie eine Dunstglocke über sich bilden, welche zum einen als Verdunstungsschutz zum anderen als Schutz vor UV-Strahlung dient. Ein bekannter Vertreter dieser Pflanzen ist der Rosmarin.
In den mediterranen Subtropen findet man verbreitet Geophyten bzw. Kryptophyten, überwiegend mehrjährige Stauden, vergleichbar mit unseren Tulpen oder Narzissen. Ihre Überdauerungsorgane liegen im Boden verborgen und sind entweder Zwiebeln, Knollen oder Rhizome. Sie speichern Nährstoffe (Stärke) und pflanzen sich ungeschlechtlich fort.
Als letzten sind die Winterannuellen zu nennen. Das sind meist krautige Pflanzen, die von der Keimung des Samens bis zur Reifung eines neuen Samens eine Vegetationsperiode durchlaufen und danach absterben, entweder durch vertrocknen oder verfaulen. Die Vegetationsperiode muss durch Frost oder Trockenheit gekennzeichnet sein. Die Pflanzen bilden keine Überdauerungsorgane (Theophyten) und sind vergleichbar mit unseren einjährigen Pflanzen.
Macchie
Die Macchie ist eine immergrüne Gebüschformation aus Büschen und Sträuchern. Die dort ansässigen Pflanzen gehören überwiegend der Hartlaubvegetation an und erreichen eine Wuchshöhe von 1,5-10m. Die Pflanzen sind gleichsam resistent gegenüber ergiebigen Winterregen und der Sommerdürre. Entstanden ist die Macchie durch den Menschen und sein Weidevieh. Die primären Wälder wurden übernutzt durch Abbrennen, Beweidung oder Holzentnahme. Das Abbrennen, was heutzutage verboten ist, diente den Weidetieren zur besseren Futterentnahme. Eine komplette Regeneration ist im Laufe der Jahre jedoch möglich.
Pflanzen der Macchie
Steineiche (Quercus ilex)
Familie: Buchengewächse (Fagaceae)
Immergrün, 5-20m Wuchshöhe, 200-500 Jahre Lebensdauer, winterhart, Samen essbar oder, geröstet als Kaffee-Ersatz nutzbar.
Westlicher Erdbeerbaum (Arbutus unedo)
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Immergrün, 3-5m Wuchshöhe, Blüte Okt.-Dez., Früchte essbar, resistent gegenüber Abgasen.
Lorbeerschneeball (Viburnum tinus)
Familie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Immergrün, 1-3m Wuchshöhe, Blüte Nov.-April, vgl. Holunder, Zierpflanze
Ebenfalls zu den Pflanzen der Macchie zählen die landschaftsprägenden Bäume der Kieferngewächse. An der Algarve ist es vor allem die Pinie und die Stern-Kiefer.
Pinie (Pinus pinea)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Immergrün, Wuchshöhe von 25-30m, typische schirmartige Krone bei älteren Bäumen, sitzende Zapfen, Samen sind geröstet eine Delitatesse, küstennahe Sandgebiete.
Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Immergrün, Wuchshöhe 10-20m, häufig mit silbergrauen, krummen Stamm und Ästen, auf Kalkgestein in Küstennähe.
Stern-Kiefer (Pinus pinaster)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Immergrün, Wuchshöhe bis 40m, mit rötlichbraunem Stamm, große sitzende Zapfen, auf Sandböden und Silikatgestein.
Pflanzen der Garrigue
Wie bereits erwähnt ist die Garrigue quasi die Vegetationsform, die die Macchie von der Küste abgrenzt. Die Pflanzen sind niedrige Sträucher und Büsche mit einer maximalen Wuchshöhe von zwei Metern. Solche Höhen sind jedoch Ausnahmen für die Garrigue. Meist findet man Zwerggehölze und bodendeckende Pflanzen. Durch den kargen und steinigen Boden sind die Pflanzen dicht, dick verzweigt und buschig. Zu den bekanntesten Vertretern zählen beispielsweise echter Thymian (Thymus vulgaris) und Rosmarin (Rosmarinus officinalis) und andere Gewürzpflanzen. Weitere Beispiele für Pflanzen der Garrigue:
・ Geflecktes Sandröschen (Tuberaria guttata), eine einjährige, krautige Pflanze, wird 5- 30cm hoch
・ Herbstseidelbast (Daphne gnidium), immergrüner Strauch, 0,4-1,5m Wuchshöhe
・ Meerfenchel (Crithmum maritimum), krautige Pflanze, 0,1-0,4m Wuchshöhe
・ Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica), Wuchshöhe 1–6m, die Früchte sind essbar
Palmen
Laura Kruse und Elisabeth Makus
Petticoat-Palme (Washingtonia robusta)
Die Petticoat-Palme gehört zur Familie der Palmengewächse (Arecaceae). Sie wird bis 25m groß und kann einen Stammdurchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Eingeführt wurde sie aus Südkalifornien/Arizona. Sie gehört zu den Fächerpalmen, ihre Blätter haben einen Durchmesser von bis zu 1,5m. Abgestorbene Wedel neigen sich nach unten und bilden eine Art Petticoat. Daher auch der Name. Die Wedel werden meistens entfernt, aus ästhetischen Gründen, aber auch Brandschutzgründen. Diese Palme ist sehr robust und anpassungsfähig, benötigt jedoch zusätzliche Bewässerung, wenn die Wurzeln nicht bis ins Grundwasser reichen.
Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis)
Die Kanarische Dattelpalme gehört zu der Familie der Palmengewächse (Arecaceae). Sie ist auf den Kanarischen Inseln endemisch und wurde in den Mittelmeerraum eingeführt. Genutzt wird sie häufig als Park- oder Alleebaum. Ihre Wuchshöhe beträgt 8-18m und kann einen Stammdurchmesser von 0,9-1,4m erreichen. Die rhombenförmige Narben am Stamm entstehen durch das Abfallen der Blätter. Der Stamm ist aufgrund dessen unverzweigt. Die Kanarische Dattelpalme hat eine üppige Krone, mit 5-6m langen Wedeln. Einzelne Fiedern werden bis zu 50cm lang. Sie ist nur gering frostresistent und blüht von Februar bis Juni. Ihre Früchte sind wenig fleischig und ungenießbar, werden meist als Tierfutter genutzt oder es wird Palmenhonig daraus hergestellt.
Zwergpalme (Chamaerops humilis)
Auch die Zwergpalme gehört zu den Palmengewächsen (Arecaceae). Man findet sie meistens in der Garrigue oder in Felsfluren auf sandigen Böden. Sie ist im Gegensatz zu den anderen Palmen relativ klein, 4-6m. Sie dient als Zierpflanze und ist im Mittelmeerraum heimisch. Sie ist mehrstämmig, also eher buschartig und wie die Petticoat-Palme eine Fächerpalme. Der Rand des Blattstiels ist dornig gezähnt, als Schutz vor Tierfraß. Ihre Blütezeit ist von April bis Juni, ihre Früchte sind ungenießbar.
Aktuelles
Seit einiger Zeit wird der Palmenbestand des Mittelmeerraums bedroht. Immer mehr Palmen fallen dem roten Palmen-Rüsselkäfer zum Opfer. Dieser wurde aus Asien eingeschleppt und befällt nach und nach alle Palmenarten. Er bevorzugt die Kanarische Dattelpalme, doch findet er diese nicht vor, richtet sich sein Interesse auch auf andere Phönix- oder Washingtonia-Arten. Die Zerstörung der Palmen erfolgt von innen. Der Käfer frisst Gänge in die Palmenstämme und legt dort seine Eier ab. Seine Larven fressen die Palmenfasern und der Baum stirbt ab. Mithilfe eines biologischen Insektizids versucht man zur Zeit den Käfer aufzuhalten.
Literatur
Polunin, O./ Huxley, A. (1974): BLV Bestimmungsbuch. Blumen am Mittelmeer. - 3. Aufl., BLV Verlagsgesellschaft, München, Wien, Bern.
Schönfelder, I. und Schönfelder, P. (2011): Kosmos Altas Mittelmeerflora und Kanarenflora. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.
Kann das Palmensterben an der Algarve aufgehalten werden?- (http://www.portu.ch/portugal/news/kann-das-palmensterben-der-algarve-aufgehalten-werden/100964/; 25.01.2010)
Kehl, H.(Hrsg. TU- Berlin, Institut für Ökologie): Vegetationsökologie subtropischer und tropischer Klimate.-Berlin. (http://lv-twk.oekosys.tu-berlin.de/project/lv-twk/06-subtrop-wint1-twk.htm; 30.01.2011)
Welche Palmen meinen sie?- (http://www.portu.ch/portugal/news/welche-palmen-meinen-sie/101009/; 26.07.2010)